Die in den letzten Tagen aufgetretenen Versorgungsengpässe in Deutschland im Rahmen der sogenannten „Corona-Krise“ werfen ein interessantes Schlaglicht auf die tiefere Natur des Menschen, unser evolutionäres Erbe als Sammler und Jäger und auch den Charakter der Deutschen. Das alles ist deshalb nicht neu. Der Mensch als Abkömmling der Primaten lebte von Anfang an oft unter Mangelbedingungen, was Ernährung und Ressourcen anging. Futter, Nahrhaftes und Überlebensressourcen wurden immer wieder knapp – sei es als Folge von Klimakatastrophen wie Dürren, Überschwemmungen, Stürmen oder von Seuchen und Epidemien. Dagegen ist die jetzige COVID-19-Epidemie noch vergleichsweise überschaubar in ihren Auswirkungen und Konsequenzen. Dass der Mensch aus Angst vor Mangelzuständen Vorräte hortet, ist insofern also ein altes Phänomen, was mit dem Beginn der Sesshaftigkeit vor fast 10.000 Jahren deutlich zugenommen hat. Betreibt er dieses Horten aber inzwischen so exzessiv, dass man von einer Sucht sprechen kann? Dies dürfte nur in Einzelfällen zutreffen, weil die Komponente des dauerhaften Kontrollverlustes über Einkaufen und Sammeln in den meisten Fällen nicht erfüllt ist, wie dies für eine Suchtstörung typisch wäre. Viel eher handelt es sich um rein zwanghaftes, meist von einer (eingebildeten) Angst vor Not und Bedürftigkeit getriggertes Verhalten. Dies kann aber dann kurzfristig zu panikartigen, exzessivem Kaufverhalten führen, wenn es Anzeichen gibt, dass bald nichts mehr verfügbar ist. Der Erwerb des Objektes der Begierde, wie z.B. Nudeln oder Toilettenpapier, macht uns dann stolz und reduziert Angst und Panik, wenn auch nur kurzfristig.
Wenn einzelne Menschen das exzessive Kaufverhalten anderer beobachten oder dieses wahrnehmen – in den Medien wohl noch mehr als real im Supermarkt – verstärkt dies die Angst vor Verknappung und erhöht die Gefahr einer exzessiven Verhaltensspirale. Dann entsteht der Wunsch nach Teilhabe an der vermeintlich oder real knappen Ressource. Die mediale Berichterstattung darüber, dass es Hamsterkäufe gibt, löst also im Sinne der Verhaltensspirale (Nachahmung, sozialer Druck bis zum sozialen Sog) geradezu noch mehr davon aus. Das alles wird ein Ende finden, wenn die Krise ein Ende hat. Und eines ist gewiss: Jede Krise hat ein Ende. Offen bleibt nur der Endzeitpunkt.
In der jetzigen Krise ist klar: Wie immer unter Stress zeigt sich das Wesen und der Charakter von Menschen am deutlichsten. Angst, Aggressivität, Zwänge treten zu Tage, die sonst mehr oder weniger mühsam verdeckt werden können. Nur für die wenigsten entwickelt sich das alles zu einer Sucht. Denn dafür muss das gezeigte Verhalten auch lustvoll sein, wenigstens am Anfang der Verhaltenskette. Die jetzt entstandenen Versorgungsengpässe in Deutschland in Bezug vor allem auf Konserven, Nudeln und Toilettenpapier sind also Symptome exzessiven Kaufens in Folge von sozialen Verhaltensnormen, Ängsten und Zwängen. Aber etwas Humorvolles tritt auch hierbei zutage. Der tieferliegende Charakter eines Volkes wird deutlich. Während sich die meisten Deutschen wohl (unbewusst) Sorgen um Orales und Anales machen, sind bei unseren französischen Nachbarn besonders Rotwein und Kondome knapp geworden, heißt es. Der französische Volkscharakter ist wohl immer noch lustvoller als der von uns Deutschen. Wir müssen noch an uns arbeiten!