Männer, Gefühle und Sucht – eine schwierige Beziehung?

„Die größte Schwäche von Männern ist es, Stärke vorzutäuschen; die größte Stärke von Frauen ist es, Schwäche vorzugeben“, so äußerte sich der amerikanische Männerforscher Prof. Warren Farrell zum Verhältnis von Stärke und Schwäche. Und obendrein hat dieser Zusammenhang auch eine Menge mit Substanzkonsum und Sucht zu tun, wie im Folgenden deutlich wird. 

Männer und Gefühle – Abwehr, Unterschiedlichkeit und Lösungen

Aber zunächst zum Thema „Männer und Gefühle“: Männern wird oft ein defizitärer Umgang mit Gefühlen vorgeworfen. Sie zeigten keine oder zu wenig Gefühle, heißt es dann. Dabei muss man bedenken, dass diese Kritik ganz überwiegend von Frauen kommt, die das Verhalten von Männern dann meist nach ihrem eigenen Vorbild wünschen und nach ihren Maßstäben beurteilen. Entsprechend sind es oft Männer, die umgekehrt beklagen, dass ihre Frauen ihre Gefühle nicht im Griff haben, dass sie zu starke oder stark schwankende Gefühle zeigen. Aus diesen Erfahrungen wird unschwer klar, dass Männer und Frauen – im Durchschnitt betrachtet – einen klar unterschiedlichen Umgang mit ihren Gefühlen zeigen.

Keiner hat in einem tieferen Sinne recht. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, jeder an seinem Problem arbeiten. Und in Partnerschaften muss ein Weg miteinander gefunden werden. Am besten ist es, wenn die Geschlechter dabei mit Respekt und Achtung voneinander lernen. Aber oft ist es nicht so und die einen wollen die anderen nach ihrem Muster verändern. Dabei haben sie meist unbewusst genau das im Partner ausgewählt, was sie selbst nicht vermögen: Emotionen übermäßig kontrollieren bzw. Emotionen freier rauslassen. Mit dem Fokus auf Männer kann eine Lösung sein, sich offener und freier mit den eigenen Gefühlen zu befassen. Stärker zu seinen Gefühlen zu stehen und es als eine Bedürfniserfüllung zu betrachten, diese auch zu äußern, ist ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Offenheit sich selbst und anderen gegenüber.

Männer sollen selbst ihre Ziele stecken

Wie sollen Männer nun konkret mit ihren Gefühlen umgehen? Welche Ziele könnten sie sich selbst stecken, um ihre psychische Gesundheit zu fördern? Darum geht es im Folgenden. Die relevante Zielsetzung kann nicht einseitig sein, dass Männer mehr Gefühle zeigen. Dies kann im Falle von Wut und Trauer zu ungünstigen, selbst- oder fremdschädigenden Ergebnissen führen. Überschäumende Wut kann gefährlich und verletzend sein. Sie ist daher eher ein Thema der Emotionskontrolle. Es geht also um eine bewusste und adäquate Form des Gefühlsausdrucks gehen, die eine bessere Artikulation des eigenen Zustands bringt und das soziale Miteinander positiv fördert. 

Im Übrigen ist die emotionale Defizithypothese gegenüber Männern eine Position, die heutzutage häufig unhinterfragt und unkritisch vertreten wird, besonders in den Sozialwissenschaften und in der Praxis der Sozialen Arbeit. Oft fällt es dann schwer, die Position von Männern zu verstehen, ihr Innenleben nachzuvollziehen, weil deren innere Welt nicht zu Wort kommt und gar nicht verstanden wird. Dabei sind die Zusammenhänge des Gefühlserlebens- und der Gefühlsverarbeitung bei Männern viel komplexer, als die populistischen Annahmen das nahelegen. Deshalb geht es mir im Folgenden ganz bewusst um eine Position, die Männer empathisch und respektvoll betrachtet. Dies ist gerade für Männer, die aufgrund von emotionalen Problemen, psychische Störungen entwickelt haben, eine unabdingbare Position.

Wozu überhaupt Emotionen?

Unter „Emotionen“ verstehen Neurowissenschaftler psychische Prozesse, die durch äußere Reize ausgelöst werden und eine Handlungsbereitschaft des Organismus zur Folge haben. Aber auch innere Reize – wie Phantasien, Träume, Erinnerungen – können emotionale Prozesse anstoßen. Emotionen entstehen im Gehirn im limbischen System unter Beteiligung von neurochemischen Botenstoffen (Neurotransmitter). Das limbische System ist ein stammesgeschichtlich älterer Teil des Gehirns im Zwischenhirn. Das limbische System sorgt auch für die Ausschüttung von Endorphinen, körpereigenen Opioiden, und ist damit für Suchtprävention und -therapie von besonderer Wichtigkeit. Der amerikanische Neurowissenschaftler und Emotionsforscher Antonio Damasio unterschied streng zwischen Emotionen und Gefühlen. Emotionen entstehen im limbischen System und bereiten das Individuum auf Handlungen vor, etwa auf Reaktionen auf Gefahren oder auch auf soziale Nähe. Gefühle sind die in der Großhirnrinde (cortex cerebri) verarbeiteten Emotionen. Hier geschehen Bewertung, Vergleiche und sprachliche Reaktionen. Gefühle sind so etwas wie Leitplanken, die Orientierung im Alltag geben und für Bedürfnisbefriedigung sorgen

Emotionen – von Anfang an wichtig!

Für Menschen sind Emotionen wichtig, um im Leben Orientierung und in Situationen Handlungsbereitschaft zu bekommen. Sie sind unsere Leitplanken für den Alltag. Kinder kommen mit einer emotionalen Grundausstattung zur Welt, die genetisch determiniert ist. Dies sichert ihnen das Überleben. Zu den Grundemotionen zählen Überraschung, Angst, Freude und Ekel. Sie werden als Grundemotionen bezeichnet, weil sie die notwendige Basisausstattung zum Verstehen der Umwelt und zur Bewältigung des Lebens. In der frühen Kindheit sind sie gleichzeitig die Signale, durch die Mütter und Väter die Bedürfnisse ihres Kindes dechiffrieren und dann erfüllen können.

Der US-amerikanische Emotionsforscher Paul Ekman ging davon aus, dass Menschen über zunächst sechs Basisemotionen verfügen: Furcht, Trauer, Freude, Ekel, Ärger und Überraschung. Diese differenzieren sich im Laufe des Lebens vor dem Hintergrund konkreter Erfahrungen und Interaktionen weiter. Insgesamt werden mehr als 100 Gefühle unterschieden, die sehr differenziert und feingliedrig sein können. Da Gefühle die Bewertungen und Interpretation der Großhirnrinde in Bezug auf die im limbischen System auftauchenden emotionalen Prozesse sind, ist es die Kunst des Denkens, welche die Vielzahl der Gefühlsnuancen schafft.  Die Feinheiten differenzierter Gefühle stellen Mischungen aus anderen, basaleren Gefühlen dar. Dazu zählen z.B.: Neid, Eifersucht, Überdruss, Kummer, Ungeduld.

In der Kindesentwicklung ist es wichtig, dass Emotionen zu Bedürfnisbefriedigung führen, damit das Kind Vertrauen in seine Umwelt entwickeln kann. So kann eine sichere Bindung zwischen Kind und Mutter bzw. Vater entstehen. Wenn es Hunger hat, muss es gestillt oder gefüttert werden, wenn es Angst hat, muss es beschützt werden, wenn es einsam ist, muss es Nähe spüren.

In gutem und engem Kontakt mit sich selbst sein

Ein guter Kontakt zu den inneren Impulsen des Organismus ist essentiell für die psychische Gesundheit. Besonders für die Bedürfnisbefriedigung ist eine differenzierte eigene Gefühlswahrnehmung entscheidend. Es handelt sich dabei vor allem um die folgenden Grundbedürfnisse (nach Prof. Klaus Grawe): Bedürfnis nach Bindung (Beziehung), Orientierung und Kontrolle, Selbstwerterhöhung sowie Lustgewinn und Unlustvermeidung. Mit der Erfüllung dieser Bedürfnisse können sich Kinder psychisch und körperlich gesund entwickeln. Mit zunehmendem Lebensalter entwickeln Kinder eine Balance zwischen Emotionen und Kognitionen, so dass sie wissen, welche Bedürfnisse wann erfüllt werden können und müssen, sie aber auch lernen, Frustration und Warten zu ertragen. Gerade im Umgang mit negativen Emotionen – wie Traurigkeit, Einsamkeit, Kummer usw. – sollten sich Männer mehr erlauben, zu sich zu stehen und ihre Gefühle zu zeigen

Gefühlsdistanzierung – bei Jungen schon früh im Leben

Für Kinder, die früh im Leben Vernachlässigung, Misshandlung oder Missbrauch erlebt haben, entwickelt sich eine tiefe Verletzung ihrer Sicherheits- und Liebesbedürfnisse, so dass das Vertrauen in die Eltern oder die relevanten Bezugspersonen zerstört wird. Insbesondere Kinder suchtkranker und psychisch kranker Eltern zeigen eine übermäßige Beschäftigung mit den Problemen ihrer Eltern (Parentifizierung). Dadurch erleben sie eine zu große Distanz zu den eigenen Gefühlen. Sie lernen, dass sie nicht wichtig sind, verletzt und enttäuscht werden oder in anderer Form entwertet (invalidiert) werden. Sie werden dann abgespalten, verleugnet oder verdrängt werden. Oft erkenn sie dann ihre Gefühle, Bedürfnisse und inneren Zustände nicht mehr, erleben dies als riesige innere Leer und müssen dies mit Alkohol oder Drogen füllen. Viele spätere Suchtkranke berichten, dass sie schon in Kindheit und Jugend von ihren Gefühlen entfremdet wurden, sich dann Scheingefühle oder Gefühlsdistanziertheit als Lösungsmuster angewöhnt haben. 

Männer und Gefühle – eine schwierige Beziehung!?

Schon als Kinder lernen Jungen, anders mit ihren Gefühlen umzugehen als Mädchen. Auch wenn heutzutage ein offenerer Umgang von Jungen mit ihren Gefühlen möglich ist, spricht die Realität der modernen Welt eine andere Sprache. Allzu oft wird von Jungen immer noch erwartet, dass sie stark und mächtig sind, deshalb keine Gefühle von Schwäche und Angst zeigen, und sich selbst in ihrer Befindlichkeit nicht zu wichtig nehmen. Jungen werden – das zeigt auch neueste psychologische Forschung – immer noch seltener und weniger getröstet, wenn sie Schmerzen oder Kummer haben. Männer werden immer noch häufiger in Kriegssituationen geopfert. Männer üben gefährlichere Berufe aus und erleiden häufiger in der Arbeitswelt Unfälle. Und auch als Väter erleiden Männer, die sich nach Trennung und Scheidung engagiert um ihre Kinder kümmern wollen, allzu oft Kontaktabbrüche und dauerhafte Entfremdung von ihren Kindern

Ihre Gefühle werden häufiger als bei Frauen nicht ernst genommen oder gar verspottet. Männer haben gute Gründe, ihre Gefühle zu schützen. Sie tun dies nicht nur, um vordergründig Stärke zu demonstrieren, sondern um Verletzungen und Zurückweisungen verarbeiten zu können. Ein einfach nur „Zeig Deine Gefühle!“ ist oft nicht möglich und auch nicht die passende Lösung. Häufig ist emotionale Zurückhaltung bei Männern auch in Beziehung zu Frauen angebracht, weil sie Zurückweisung befürchten oder ganz in eine Beschützer- und Versorgerrolle gedrängt werden. Die Veränderung der Geschlechtsrollen schreitet insgesamt langsamer voran, als dies in der Öffentlichkeit angenommen wird. Männer können jedoch auch selbst daran mitwirken, dass sich ihnen emotionale Räume öffnen, ohne dass sie dafür abgewertet oder gar verspottet werden. Dazu am Ende einige Tipps aus emotionspsychologischer und psychotherapeutischer Sicht. 

Es gehört zu einer reifen Männlichkeit, seine Gefühle wahrzunehmen und sie adäquat auszudrücken. Dabei ist aber immer wichtig, dass man seine problematischen Gefühle – z.B. von Verletztheit und Kummer – nur mit ausgewählten, besonders verlässlichen Menschen teilt. Wenn diese nicht vorhanden sind, hilft in einer akuten Problemsituation eine Krisenintervention wie die Telefonseelsorge (0800-111 0 111 oder 0800- 111 0 222) oder ganz allgemein ein erfahrener Psychotherapeut.

Umgang mit Emotionen – da geht was!

In den Lebenserfahrungen von Männern taucht sehr häufig die internalisierte Botschaft „Zeige keine Gefühle!“ auf. Dies bezieht sich besonders auf negative Gefühle, wie Traurigkeit, Kummer, Sorgen, Angst und Niedergeschlagenheit. Es kann auch sein, dass die Wahrnehmung der eigenen Gefühle und Bedürfnisse schon in der Kindheit schwer möglich war, weil die Eltern dies verunmöglicht, zurückgewiesen oder auf andere Weise nicht beantwortet oder gar unterdrückt haben. Vielen Männern ist es nicht bewusst, dass sie diesen Leitsatz verinnerlicht haben. Weitere verwandte Leitsätze sind „Fühle nichts!“, „Zeige Dich stark!“ oder „Habe keine Angst!“.

Solche Anforderungen entsprechen der klassischen Männerrolle, nach der Männer hart und rücksichtslos zu sich selbst – und späterhin – auch zu anderen sein sollen. Männer sollten vielmehr klug und differenziert mit ihren Gefühlen umgehen. Männer können und sollten ihre Gefühlswahrnehmung trainieren und verfeinern. Es ist wichtig, achtsam und klug mit den eigenen Emotionen umzugehen. Dies bedeutet, sie einerseits genau wahrzunehmen, andererseits eine gute Emotionsregulation zu entwickeln (vgl. „Ich werde immer so schnell wütend“ – Impulsivität und wie damit umgehen (Männerrat #11)). Manchmal Gefühle direkt zeigen oder darüber sprechen, aber immer den Verstand zu benutzen, um die richtige Form, die passenden Worte und den adäquaten Zeitpunkt zu finden.

Gefühle und Substanzkonsum

Die Suchtforschung hat schon früh gezeigt, dass die Abwehr von Gefühlen von Ohnmacht und Schwäche bei Männern ein wichtiges Motiv für Substanzkonsum darstellt (vgl. Sucht bei Männern – zentrale Ursachen, geschlechtssensible Hilfen und mehr Prävention). Wenn Gefühle sehr stark unterdrückt, verleugnet oder in Scheingefühle umgewandelt werden, erzeugt dies auf Dauer intrapsychischen Stress. Dieser wird dann als Unzufriedenheit, Gefühl von Niedergeschlagenheit (Depressivität) oder Sinnlosigkeit oder als Ruhelosigkeit und dauernde Unruhe empfunden. Auch scheinbar unbegründete Aggressivität kann die Folge sein.

In solchen Situationen kann sich ein Substanzkonsum (Alkohol, Drogen) als Kompensation des inneren Stresses und der nicht befriedigten Gefühle entwickeln. Substanzen erfüllen vielfältige Aufgaben bei der Kompensation von Gefühlen. Sie können Ersatz für Nähe und Wärme geben, können Ängste und Depression dämpfen, können mutig und furchtlos machen, können für Vergessen und Schlafen sorgen und so vieles mehr. Kurz: Substanzen helfen, Gefühle zu verzerren, zu vergessen und zu verdrängen. Aber all diesen Funktionen ist eines gemein: Substanzen schaffen eine künstliche Welt, die unser Selbst nicht verändern, sondern nur betäuben, solange ihre Wirkung anhält. Danach ist alles wie vorher – oder noch ein bisschen schlimmer – und der Drang zum nächsten Konsum lauert schon wieder im Hintergrund. Deshalb gibt es am langen Ende – und das kann Monate, Jahre oder Jahrzehnte dauern – nur eines: Aufhören und das Leben mit all seinen Gefühlen selbst in die Hand nehmen! 

Und was ist mit den Frauen…?

Der vorliegende Beitrag fokussierte auf Männer, Gefühle und Sucht. Aber all das ist ohne die Perspektive auf Frauen nicht vollständig. Sie sind die unendlich wichtigen Mütter, Großmütter, Partnerinnen, Schwestern, Töchter, Enkelinnen usw. im Leben von Männern. Was ihren eigenen Umgang mit Gefühlen angeht, zeigen sie im Durchschnitt ein anderes Muster als die meisten Männer. Es geht für sie öfter um die Kontrolle und Bewältigung von Angst, Depressivität und negativem Selbstbild. Seit Jahren ist eine Zunahme des Alkoholkonsum bei jungen und beruflich erfolgreichen Frauen zu verzeichnen. Die selbst betroffene Journalistin Nathalie Stüben zeigt hilfreiche Wege zur Bewältigung exzessiven und süchtigen Alkoholkonsums bei Frauen auf. 

Besonders häufig jedoch sind Frauen als Angehörige suchtkranker Männer (Partner, Väter, Söhne) betroffen. Mehr als 2 Millionen Frauen befinden sich in dieser Situation. Sie geraten dann in die Lage, helfen und unterstützen zu wollen, werden aber mehr und mehr in die Sucht verstrickt, wenn ihr Angehöriger keine Einsicht oder Veränderung seiner Sucht aufweist. Viele Frauen empfinden den suchtkranken Mann in ihrem Umfeld als Lügner. Die Suchtkrankheit macht Männer zu solchen, die mit der Realität und Wahrheit des Lebens anders umgehen (vgl. Sind Suchtkranke Lügner? – Einsichten und Hilfsmöglichkeiten für Betroffene und Angehörige). Dies gilt für substanzsüchtige wie auch für verhaltenssüchtige Männer. In Bezug auf das Leben mit einem pornosüchtigen Mann finden sich unter Pornosucht und die Angehörigen – das Tabu hinter dem Tabu Einsichten und Lösungen. 

Männer, Gefühle und Sucht – Wege zu einem besseren Leben!

Männer haben gute Gründe, ihre Gefühle zu schützen. Sie tun dies nicht so sehr, um stark zu sein, sondern um Verletzungen und Zurückweisungen verarbeiten zu können. Wie ein besserer Umgang mit Gefühlen für Männer gelingen kann, wird im Folgenden in fünf Hinweisen aufgezeigt. 

Tipps zum Umgang mit den eigenen Emotionen 

1. Sei neugierig auf Deine Gefühlswelt als Mann!

Je genauer Du Deine Emotionen kennst, desto besser verstehst Du Dich selbst. Da bei vielen von uns Gefühle in der Kindheit unterdrückt wurden, ist es von großer Wichtigkeit, diese (wieder) zu entdecken. Dies ist wie ein Herantasten an unbekannte Landschaften. Ein Gefühlstagebuch, eine Selbsterfahrungsgruppe für Männer oder eine Psychotherapie können entscheidend helfen und Dich voranbringen. Gefühle zeigen Dir den Weg durchs Leben, wenn Du sie zu lesen verstehst.

2. Erst Gefühlwahrnehmung, dann Gefühlsausdruck!

Um mit seinen Gefühlen adäquat und förderlich umzugehen, ist zunächst die Gefühlswahrnehmung wichtig. Werde Dir klar darüber, was Du gerade empfindest und wie es du diesem Gefühl kommt! Sei neugierig auf Dein Inneres! Du bist wie jeder Mensch eine Person, die Emotionen erlebt und diese bei Dir selbst verstehen und interpretieren kann. Wenn Du Deine Gefühle mit Alkohol oder Drogen betäubst, kannst Du Deine Gefühle nicht mehr erkennen und verstehen.

3. Du musst nicht immer direkt Deine Gefühle rauslassen!

Viele Gefühle stehen im Konflikt mit sozialen Regeln und Alltagsanforderungen. Wenn Dich Dein Chef etwa immer wieder negative kritisiert, kann dies Ärger und Wut erzeugen. Wenn Deine Partnerin oft über Verhaltensweisen von Dir nörgelt, kann dies auch Ärger erzeugen. Nicht immer ist es klug, diesen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Meistens sogar ist es besser, die eigenen Gefühle erst einmal genau wahrzunehmen und eine Reaktion vorzubereiten. Dies ist die Phase der genauen und achtsamen Gefühlswahrnehmung. Sie ist sehr wichtig, um Situationen besser zu verstehen und anschließend bewerten zu können. 

4. Gefühlsausdruck ohne Substanzkonsum ist wichtig!

Wenn Du den Substanzkonsum beendest, wirst Du Deine Gefühle wieder spüren und ausdrücken können. Vielleicht klarer und deutlich als jemals zuvor. Dies kann verbal und nonverbal erfolgen. Beide Ausdruckskanäle sollten zueinander passen. Wenn Du von Traurigkeit sprichst, passt lächeln nicht dazu. Du musst nicht immer Gefühle direkt und ungefiltert ausdrücken. In vielen Situationen (in der Arbeitswelt, bei Partnerkonflikten, in der Erziehung) ist es wichtig, sich erst einmal über seine Gefühle klar zu werden und dann zu entscheiden, wie man sich und was man ausdrücken möchte. Oft ist es gar nicht verkehrt, erst einmal eine Nacht darüber zu schlafen und sich dann zu artikulieren. Wichtige Gefühle und deren Äußerung – etwa nach Konflikten und bei Entscheidungsunsicherheit – sollte man aber nicht auf die lange Bank schieben oder ganz vermeiden. 

5. Gefühle regulieren!

Es ist meist klüger, seine Gefühle zu regulieren statt überschießende unkontrollierte Gefühle rauszulassen. Gerade unter Abstinenz ist dies wichtig. In emotional schwierigen Situationen nicht zu konsumieren, ist der beste Weg, um Deine Gefühle am Ende regulieren zu können und Abstinenz zu erhalten. Wenn Du z.B. Probleme mit Impulsivität hast, also zu schnell zu sehr Gefühle wie Wut und Ärger äußerst, führt dies immer wieder zu Problemen mit den Mitmenschen, besonders den Nahestehenden. Lerne Deine überschießenden Gefühle zu kontrollieren und in vernünftige Bahnen zu lenken. Wenn Du aber zu ängstlich und zögerlich bist, Deine Gefühle zu äußern, solltest Du daran arbeiten, mehr von Deinen Empfindungen zu zeigen. 

Hinweise:  

https://www.dasgehirn.info/denken/emotion/auf-der-spur-der-gefuehle

https://www.dasgehirn.info/denken/emotion/was-sind-emotionen

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