Ohio, 21.10.19. In letzter Sekunde konnten kurz vor Prozessbeginn die angeklagten US-amerikanischen Arzneiverteiler McKesson Corp., Cardinal Health und AmerisourceBergen sowie der israelische Generikahersteller Teva das anstehende Verfahren durch einen Vergleich abwenden. Nach Informationen der Washington Post hat die Vergleichszahlung ein Volumen von 233 Millionen Dollar.
Worum genau geht es? Die Arzneiverteiler McKesson Corp., Cardinal Health und AmerisourceBergen kontrollieren zusammen 95 % des US-Geschäfts der Arzneimittelverteilung und gehören damit zu den größten Konzernen der USA. Sie agieren an der Schnittstelle zwischen Herstellern und Apotheken und spielen eine der Schlüsselrollen in der seit dem Ende der 1990er Jahre in den USA grassierenden Opioid-Krise. Während den Fabrikanten von rezeptpflichtigen Opioiden vorgeworfen wird, die Suchtrisiken für Patienten falsch dargestellt zu haben, sehen sich die Arzneimittelverteiler mit dem Vorwurf konfrontiert, es versäumt zu haben, auf verdächtige Bestellungen solcher Opioide aufmerksam gemacht zu haben.
Die Auflösung der Anklage durch einen Vergleich hat dazu geführt, dass die USA weiterhin auf einen Prozess in der Opioid-Krise warten müssen. Ein Gerichtsverfahren hätte zur Offenlegung von Dokumenten und zu Zeugenaussagen geführt. Hierdurch hätten Rückschlüsse auf die Gründe für die Ausbreitung der Epidemie und die Rolle von Herstellern, Verteilern und letztlich auch Apotheken gezogen werden können. Da jedoch Tausende weiterer Klagen gegen die Opioid-Industrie ausstehen, bleibt die Hoffnung, dass bald Licht ins Dunkel der Epidemie gebracht wird.
Quelle: Tagesschau.de: Opiode-Krise: Außergerichtliche Einigung in den USA, Tagesschau 20:00 Uhr, 21.10.2019, Jan Philipp Burgard, ARD Washington.
Die Opioid-Krise in den USA in der Zusammenfassung
Seit 1999 sind in den USA bereits mehr als 400.000 Menschen dem Missbrauch starker verschreibungspflichtiger Schmerzmittel zum Opfer gefallen. Den beteiligten Pharmakonzernen, Arzneimittelverteilern und Apotheken werden vorgeworfen, die Einnahme von Opioiden nicht nur stark verharmlost, sondern aktiv gefördert zu haben.
Im Zentrum der Krise stehen die Wirkstoffe Fentanyl und Oxycontin des Herstellers Purdue. Diese Stoffe waren bis in die 1990er Jahre nur Schwerstkranken vorbehalten und wurden im Verlauf des Jahrzehnts zunehmend auch bei niedrigeren Schmerzstufen verschrieben.
Viele Patienten klagten nach Absetzen der Präparate über massive Entzugserscheinungen und versuchten sich die Suchtmittel illegal zu beschaffen. Für viele wurde Heroin zur Ersatzdroge.